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Der Rap vom Dornröschen

Es war einmal an einem Königshof, vor langer, langer Zeit
ein wohlgebor'nes Königspaar, das lebte ständig nur im Streit
und im Bett ging nicht nur wenig sondern gar nix mehr, doch
seine Majestät der König war nicht sehr erpicht drauf zu
verzichten, so mußten seine Zofen manchen Extradienst
verrichten, am Tag und auch bei Nacht in Extra-Schichten
der Gärtner indes, hielt der Königin die Beine warm
er vögelte sie dreimal täglich, doch nur mit Schweinedarm
irgendwie logisch, das das nicht ohne Folgen blieb, das
Schicksal näherte sich und vor sich her es dunkle Wolken trieb
doch die kamen um sich über der Königin zu sammeln
des Königs Lieblingszofe, gebar vom vielen Rammeln ein
kleines Töchterchen, ein wirklich süßes Exemplar
und es war jedem klar es war ein Königstöchterchen sogar
und dem König, war das überhaupt nicht peinlich
es sagte ja auch keiner was, naja, sind wir mal nicht kleinlich
denn, es war ja auch des Schweinedarmes Lohn der König
hörte auf zu stoßen stieß nur schnell die Königin vom Thron
die Zofe ihren Platz bekam und ungesehn verschwand die
Königin und man vernahm nichts mehr von ihr im ganzen Land

Herzlich Willkommen, in der Märchenwelt
ich erzähl Geschichten, und wenn es euch gefällt dann
seid mucksmäuschenstill und leiht mir Euer Ohr
dann greife ich zum Buch und lese weiter daraus vor

Die Zeit verging, die Kleine wuchs heran, pubertierte
so das jeder sich die Augen ausstierte und wann immer
sie sich zeigte und lächelte stand im Schloß alles still
weil jedermann hinter ihr her hechelte, der König
war es leid, kein Diener weit und breit, er dachte
"Raus mit dem Mädel, es wird höchste Zeit das sie 'nen
Mann kriegt, das wäre wirklich nicht von Schaden", also
Fest anberaumt, ne Rolle Prinzen eingeladen und zu
seiner Tochter sagt er: "das nervt, verzeih mir !" Schon
kamen Prinzen in Scharen gefahren als gäb es Freibier
und das gab's auch, die Gäste taten sich dran gütlich
soffen, fraßen sich rund und machten sich's gemütlich,
der König sprach: Der beste von euch, kriegt meine Tochter
zur Frau, die Prinzen prahlten und stahlen sich gegenseitig
die Schau, derweil war Dornröschen im Schloss unterwegs
die ganzen Typen gingen ihr echt auf'n Keks doch plötzlich
stand da eine ältere Frau, vor ihrem Schlafgemach
die packte sie, und stach sie mit ‚ner Nadel und sprach:
100 Jahre sollst du schlafen und dann wieder erwachen
darauf Dornröschen: "Das kannste doch nicht machen, hey
wie werde ich dann aussehen, ich ahne es schon
faltig, wie'n Akkordeon"
Hör jetzt bitte auf, mit dem Getöse,
schlaf jetzt endlich ein, sonst werd ich böse
so sprach die Alte weiter, und sollt dir dein Gesicht nicht
passen, kannste dich ja hinterher immer noch liften lassen
Rumms, Dornröschen kippte wie entseelt zu Seite und
verfehlte die Schlafzimmertürklinke nur um Haaresbreite, doch
niemand half ihr, denn das ganze Fest und auch der Rest der
Schloßbesatzung schlief zu dieser Zeit schon tief und fest

Herzlich Willkommen, in der Märchenwelt...

Viele Jahre nun vergehn,
ums Schloss herum die Dornenhecken stehn
da kommt mal wieder so'n Typ gelaufen, mit nem
Haufen Unsinn im Kopf, und in der Hand ne Heckenschere,
die setzt er mutig an, doch schneidet er ins Leere
denn vor seinen Augen geht die Dornenhecke auf, und so
nimmt das Schicksal weiter seinen Lauf, noch immer gut
drauf durchstreift er staunend, des Schlosses Innenleben
wühlt sich durch Staub und tonnenweise Spinnenweben
und ständig stolpert er über irgendwelche Penner
doch egal wie er hörte ist das Mädel ‚n echter Renner
später, steht er an dem Ort den wir schon kennen, und
sieht Dornröschen mitten auf dem Stufenabsatz pennen
äh, wie war das, ach ja, ich muß sie küssen, er tut es
zwei Augen werden aufgerissen doch sie fängt nicht an,
Ihn zu küssen und zu herzen nein als erstes klagt sie mal
über starke Rückenschmerzen, er reicht ihr seine Hand
und sagt: "komm erstmal auf die Flossen", sie antwortet:
"Hey sachte, Mann, ich fühl mich wie erschossen und so
ganz nebenbei stehst du g'rad auf einem meiner Hufe und
überhaupt lieg du mal 100 Jahre auf ner Treppenstufe !!"
Oops, unser Retter ist geschockt von seiner Schönen
so hübsch sie ist so viele Haare hat sie auf den Zähnen und so
denkt er sich, die Kleine ist nicht g'rad das Wahre, trägt sie auf
ihr Bett, und meint: "Schlaf doch einfach nochmal 50 Jahre"

Herzlich Willkommen, in der Märchenwelt...

© 2004 Martin Balzer
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Der Rap vom Schneewittchen

Hier is M und ich bin wieder am Geschichten dichten
das gehört zu meinem Leben, darauf kann ich nicht verzichten
und ihr, die Ihr gerad zu meinem Publikum erkoren seid
seid es hoffentlich nicht leid, und gebt mir eure Zeit
Ohrn gespitzt, dann es geht in die High Society
zu einer Berühmtheit markerschütternd warn die Schreie die
sie ganz nach oben brachten in klassischen Horrorstreifen
da mußte sie gut aussehn und wie angestochen kreischen
ein Gegensatz, der ja, bekanntlich immer zieht
der Schlitzer packt sie und zerhackt sie als sie aus dem Zimmer flieht
und so folgte ein Film auf den nächsten immer das selbe
Strickmuster, der Regisseur war nur ein Flickschuster
der aber immerhin bemerkte das an unserer Maid der Zahn der Zeit
nagte, 'ne Neue engagierte und ihr Bescheid sagte
oh, mein Gott, was war das für ein Jammertag
die Erkenntnis ihres Alters traf sie wie ein Hammerschlag
und so stand sie vor der Wahl: Memoiren in Schriften fassen
oder unters Messer und nochmal liften lassen ?
aber aller guten Dinge sind bekanntlich einundzwanzig
ihre Gesichtshaut spannt sich und schon letztens fand sich
kaum noch ein Gesichtschirurg bereit zur Übernahme dieser
schweren Verpflichtung, nun grübelt sie in eine andere Richtung

Miese Geschichten, so finster wie die Nacht
Könnt ihr mir noch folgen, hat da eben wer gelacht ?
Macht's euch bequem, lehnt euch zurück in eure Kissen
Und wenn's euch langweilt, dann bitte laßt's mich wissen

Sie sitzt zu Hause, mit dem Spiegel in der Hand
doch von ihrer Konkurrentin ist nicht grade viel bekannt, da steht:
sie wohnt in 'nem Glashaus, im Wald wo niemand reingafft
mit sieben abstrusen Typen in einer Wohngemeinschaft
is ja einfach, sie beginnt davon zu träumen
ihre Konkurrentin mir nichts dir nichts aus dem Weg zu räumen
und schon gibt sie den Auftrag einfach so per Telefon
die süße Stimme aus ihrer Kehle klingt wie Hohn,
als sie noch zwei andre Leute auf die Abschußliste setzt,
gegen die sie eigentlich gar nix hat
doch schließlich gibt's ab drei Leichen Rabatt
der Killer freut sich, endlich der erste Auftrag
"Jetzt kann ich zeigen was ich drauf hab !"
doch als das Mädel dann vor seiner Flinte steht
ihr langes Haar im Winde weht, beißt ihn sein Gewissen
so gebissen ist ihm dermaßen beschissen zumute
das er unverrichteter Dinge wieder abrückt und nicht abdrückt,
der Fall macht Schlagzeilen und der Alten geht der Hut hoch
Ihr Gesicht liegt jetzt in ihrer Wut noch mehr in Falten
doch das ist ihr schon egal, sie will Blut sehn und verschwendet
keinen Gedanken daran, ob das auch gut gehn kann
und so fährt sie in den Wald zu dem Glashaus
und macht sich einen Spaß draus mit Steinen zu schmeißen
doch das ist nur sekundär
denn als das Mädel rauskommt packt sie sie am Hals und würgt sie
bis sie am Boden liegt das sie jetzt tot ist dafür bürgt sie
den Schauplatz türkt sie, indem sie schnell das Haus verwüstet
und auf Raub macht, eh sie sich aus dem Staub macht

Miese Geschichten, so finster wie die Nacht...

Was schaut ihr mich so an
Ich weiß das das Happyend noch aussteht
seid ihr denn so sher das die Sache noch gut ausgeht ?
naja okay, eh die Kleine noch verfault und Fliegen zieht
schick'n wir halt 'n Retter los der sie da plötzlich liegen sieht
er singt ein Wiegenlied, dann entdeckt er eine blaue Stelle
an ihr'm Hals, dummerweise hat er nur eine graue Zelle und ist
nicht helle, dafür muskulös und braungebrannt
'n echter Traumtyp, so wird er von vielen Fraun genannt
egal er rennt zum Telefon wie ein Bekloppter, kaum hat er
aufgelegt kommt schon der Rettungshelikopter, und kurz darauf
sind sie schon im Krankenhaus und alle danken Klaus für seine
Rettungstat, und seine schnelle Reaktion, derweil
liegt die Kleine schon, auf der Intensivstation
und ihre Wangen prangen rot, hey, die is ja gar nich' tot sie atmet
ständig ein und, ständig aus und für 'ne
Tote sieht sie überhaupt noch arg lebendig aus jedoch sie
regt sich nicht, da haut der Doc ihr in sei'm Frust ein
paar runter links und rechts, da kommt sie zu Bewußtsein
der Rest ist schnell erzählt, als unsre alte Horrorfee
den Spiegel fragt sagt der sie hat ihr Ziel verfehlt und weiter
läßt er sich aus über ihren neuen Wert am Markt und da
erleidet sie ganz plötzlich ihren ersten und auch letzten Herzinfarkt

Miese Geschichten, so finster wie die Nacht...

© 2002 Martin Balzer
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Der Rap vom Rotkäppchen

Wenn ihr Lust habt, könnt ihr mit mir im Bunde sein
hiermit lade ich euch herzlichst zur Märchenstunde ein
diese Geschichte wird hoffentlich bald in aller Munde sein
Ich leute nun die ersten Runde ein

Supermarkt, sie steht in der Kassenschlange
ihre rote Kappe steht im krassen Kontrast zu ihrer blassen Wange
der Einkaufswagen ist gefüllt mit jeder Menge Lebensmittel
doch nur ungefähr ein drittel ist für sie und die Family
Getränkeflaschen in Einkaufstaschen
plus der Rest vom Futter, sind für ihre Großmutter
die ein schiefes Auge hat, fast so wie Kollege Dall
außerdem ist sie schon seit einiger Zeit ein Pflegefall
da hilft alles nix, da muß sie eben alle paar Tage hin
doch sie ist jung und in der Lage es wär nicht schlimm
wenn da der Weg nicht wäre, der lange, der schwere
durch den Wald und vorbei an des Feldes goldner Ähre
deshalb leiht sie sich meist 'nen fahrbaren Untersatz
möglichst einen mit Dach, und da nimmt sie drunter Platz
denn bei Regen mit der Tasche durch den Wald zu gehn
ist etwas unpraktisch und sie liebt es halt bequem
doch wie wir bald noch sehn, wird sich das heut als Fehler rausstelln
dann hörn wir einen Schrei, aus dem Wald herausgelln

Wenn ihr Lust habt, könnt ihr mit mir im Bunde sein
hiermit lade ich euch herzlichst zur Märchenstunde ein
diese Geschichte wird hoffentlich bald in aller Munde sein
ich leute nun die nächste Runde ein

Nebelschwaden vom Motorraum umwabern Ihr Gesicht
trotz Licht sieht sie die Hand vor Augen nicht
dann eine Stichflamme, das war für ihre Loden Pech
ein erschreckter Schrei sie tritt die Bremse bis zum Bodenblech
der Karren war nicht unbedingt die beste Wahl
Kollege Rost fraß den Kasten bis auf ein paar Reste kahl
so denkt sie sich: die Mühle lässte mal wohl lieber stehn
sicherer ist sicherlich zu Fuß ins Dorf rüber zu gehn
gesagt getan, sie macht sich auf des Schusters Rappen
ziemlich anstrengend wird's, denn ihre Sommerschlappen pappen
auf dem matschigen Weg wie angeklebt,
es schmatzt wenn sie die Füße hebt,
also runter vom Weg und mitten durch den Wald gestrebt
kaum zehn Schritte gegangen kommt sie zu Fall,
über Wurzeln zu purzeln ist leicht, denn die gibts hier überall
sie setzt sich hin um erstmal was zu rauchen
in der Einkaufstasche ist nur noch die Hälfte zu gebrauchen
alles in allem lief es auch ohne Wolf nicht grade schön
und wie es weitergeht ? habt Geduld, wir werden sehn

Wenn ihr Lust habt, könnt ihr mit mir im Bunde sein
hiermit lade ich euch herzlichst zur Märchenstunde ein
diese Geschichte wird hoffentlich bald in aller Munde sein
ich leute nun die letzte Runde ein

Sie hat's geschafft, sie hat ihr Ziel erreicht
es war alles andere als leicht, sie sieht aus wie ausgebleicht
und ihre Kleider hängen in Fetzen, sich derart abzuhetzen
denkt sie sich, ist nicht gesund sie muß sich setzen,
plötzlich wird es um sie rum verdächtig still
dann hört sie: "hey, dein Outfit ist ja mächtig schrill
und irre praktisch, mensch, mit deinen angesengten Haaren
kannste sicher jede Menge teures Haarwaschmittel sparen!"
junge Leute bilden um sie her 'ne Traube und lachen
sie drängelt sie beiseite um sich aus dem Staube zu machen
keuchend steht sie dann bei der Oma in der Tür
sie sieht aus wie'n alter Besen doch sie kann ja nix dafür
die Alte packt das kalte Grausen
wer war nur so bös die Kleine so dermaßen zu zerzausen
ein Schritt hinein, sie klappt zusammen wie'n Taschenmesser
sie ist total am Ende ja ihr Zustand war schon besser
ein Fortbewegungsmittel wird sie demnächst sicher früher suchen
übrig sind nur noch der Wein und ein kleiner Rührkuchen

Wenn ihr Lust habt, könnt ihr mit mir im Bunde sein
hiermit lade ich euch herzlichst, zur Märchenstunde ein
diese Geschichte wird hoffentlich bald in aller Munde sein
ich leute nun die nächste Runde ein

Wenn ihr Lust habt, könnt ihr mit mir im Bunde sein
hiermit lade ich euch herzlichst, zur Märchenstunde ein
diese Geschichte wird hoffentlich bald in aller Munde sein
ich zieh sie mir fast jede Stunde rein


© 1999 Martin Balzer
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Der Rap vom Froschkönig

Märchen Klappe die vierte, ich erzähl ohne Pause
diese Geschichte spielt in einem früher stinkreichen Hause
der Papa ist ein Schnösel, ständig am schnöseln
das Haus ist außen top dafür innen heftig am bröseln,
auch die Tochter des Hauses, ist von edlem Geblüte,
gerade sitzt sie am Brunnen, und raucht eine Tüte
da macht es plumps, plumps ? sie hat kurz nur gepennt
ihr Feuerzeug liegt im Brunnen, na, Mädel, heut schon geflennt ?
denn das Ding war echt Klasse, unter andrem vergoldet
ist Papa gut bei Kasse, wird auch sie reich besoldet
da taucht aus dem nix, sprich wie Phoenix aus der Asche
neben ihr 'n Taucher auf, komplett mit Brille und Flasche
und 'nem Taucheranzug in froschgrün
unser Mädel erschrickt, will noch fliehn, stattdessen
fällt sie kopfüber in den Brunnen hinein, sie schreit:
"hol mich raus, sonst fang ich an zu schrein!"
der Taucher lacht sich über das Gezeter fast schief
schließlich ist Brunnen ja nur knappe 8 Meter tief
dazu kommen dann noch, etwa zwei fuffzig an Wasser
derzeit alles im Grünen, Anmerkung vom Verfasser

Grün ist der Frosch, grün wie die Natur
und feucht ist die Gummihaut des Tauchers beim Tauchen
und fragt ihr euch jetzt, warum erzählt der das nur ?
ganz einfach, weil manche Leute 'nen Refrain brauchen !

Grün ist der Frosch, grün wie die Natur
und feucht ist die Gummihaut des Tauchers beim Tauchen
und fragt ihr euch jetzt, warum erzählt der das nur ?
ganz einfach, für Leute die halt 'nen Refrain brauchen

zurück an dem Brunnen, es sitzt der Taucher am Drücker
für 'nen schüchternen Typen wie ihn ist es ein Glück, er sagt sich:
die koch ich weich, mag sie da unten auch lallen
jetzt ist das Kind eh schon in den Brunnen gefallen
schließlich ruft er hinunter und das ist wirklich nicht nett:
"also wenn ich dich hier raufhol, dann will ich mit dir ins Bett!"
das Mädel in der Brühe ist derweil fast am Brechen
und in ihrer Verzweiflung gibt sie ihm das Versprechen
daraufhin seilt er sich schnell zu ihr hinab in den Tümpel
holt das Feuerzeug, sie und noch and'res Gerümpel
aus dem Brunnen herauf, legt alles sorgsam ins Gras
sie bricht in Tränen aus, ja, da war doch noch was
nun kommt der Papa zu ihr raus in Garten
der prinziptreue Fatzke, was will man erwarten, sagt seiner
Tochter knallhart: "Versprochenes muß man halten!"
daraufhin gehn eine blasse, und zwei nasse Gestalten
in das Haus und es hilft, ihr kein Geheul und Gewimmer
plitschenass wie sie sind verschwinden sie in ihr'm Zimmer
ich mein sie träumte ja immer von Sex in Lack und auch Leder
jetzt wirds halt grüner Gummi, naja 's kann halt nicht jeder
Wunsch in Erfüllung gehen, auf den i-Tüpfel genau
jetzt wird es kurz hart und gleich ist sie eine Frau

Grün ist der Frosch, grün wie die Natur...

ihr erinnert euch sicher wie Strophe zwei hat geendet
wie man's dreht oder wendet, 's Töchterchen ist geschändet
doch sie erscheint mit nem Lächeln, ich glaub ich seh wohl nicht recht
zwar war's irgendwie daneben, doch offensichtlich nicht schlecht
man setzt sich zu Tisch, ach ja, ich hab ganz vergessen
zu erzähln der Deal lautete, erst f...en dann essen
da fragt der Papa den Taucher, wer ist er und wie heißt er ?
der antwortet: "Dieter, Sohn vom Bü-Bürgermeister"
dann kommen die Speisen, plötzlich herrscht Stille
Dieter zieht sich vom Kopf nun seine Taucherbrille
's Töchterchen denkt, aussehn tut er ganz passabel
am Tisch sitzt er gerade, ißt mit Messer und Gabel
auch scheint er befähigt, ein paar Worte zu wechseln
aus dem sollte ich mir meinen Ehemann drechseln
und so heiraten sie, bald und völlig freiwillig,
für alle anderen Beteiligten ist das eh recht und auch billig
billig wird's auch für ihn, er braucht nie mehr 'nen Pyjama
's wird wohl etwas schwitzig, aber das ist kein Drama
ausschließlich nur wegen ihrem harmlosen Spleen
geht er im Taucheranzug ins Bett, wie Bettman in grün.

Grün ist der Frosch, grün wie die Natur...

© 2005 Martin Balzer
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Der Rap von der Frau Holle

Weiter im Text, das heißt im Buch der Grimm'schen Märchen
des Reimes wegen reicht deren Einfluß von Spitzbergen nach
Großsärchen, von Max und Klärchen handelt's aber nicht
Nein, jetzt wird es himmlisch, es erhellt sich mein Gesicht
es war 'ne Kleine, die war hübsch und fleißig,
unwahrscheinlich reinlich, ehrlich und was weiß ich
ihre Schwester war faul und ihre Kleider speckig
doch die Mutter liebte sie mehr, so ging es uns'rer Kleinen dreckig
täglich saß sie am Brunnen, um so vor sich hin zu Spinnen
eines Tages fiel die Spinnerei hinein, wie von Sinnen
sprang sie hinter ihr her, um sie noch festzukrallen
sie fiel und fiel und fand daran sogar Gefallen
bis sie plötzlich ungebremst auf einer Wiese aufprallte
nachdem ihr Schrei verhallte stand sie auf und lief los
sie fand 'nen Apfelbaum von dem sie alle Äpfel pflückte
sie stapelte sie auf wobei sie selbst ein paar verdrückte
dann holte sie schnell 'n paar fette Brote aus 'nem Ofen
die waren fix und fertig und schrien wie die Doofen
schließlich kam sie zu einem wirklich niedlichen Haus
aus einem der Fenster schaute eine alte Frau heraus
mit 'nem gütigen Gesicht und auf dem Kopf 'ne Lockentolle
ich weiß ihr kennt sie alle, ihr Name ist Frau Holle
im Märchenbuch wird nun die folgende Message vermittelt
auf der Erde schneit es wenn die Olle ihre Betten schüttelt
wie das physikalisch gehen soll, krieg ich nicht auf die Reihe
und diesbezüglich bin ich nicht gerade Laie
doch keine Schreie jetzt bitte, kein Mordio kein Zeter
mein heiliges Versprechen lautet, das klär'n wir später

Phantasie und PhantaDu
wer hört schon der Wahrheit zu
es bleibt langweilig und trist
wenn man's so erzählt wie's ist

Phantasie und PhantaDu
wer hört mir noch richtig zu
wo brennt hier der Wahrheit Licht
so viel Quatsch vertrag ich nicht

unserem Mädel ging es gut, und von der Hand ihr leicht die Arbeit doch irgendwann kriegte sie das Heimweh, es war Zeit
das Ränzlein zu schnüren, sprich Fersengeld zu geben
'ne Ewigkeit allein bei einer alten Frau das ist kein Leben
Frau Holle erwischte sie noch auf der Schwelle
und rückte ihr mit einer Kelle auf die Pelle kippte
damit uns'erm Mädel reichlich Gold über den Schädel
so dass es an ihr klebte, Gold schmilzt, so auf die Schnelle
bei ca. 1000 Grad mehr sag ich nicht an dieser Stelle, nur
so viel unsre Kleine hatte Glück und überlebte
nun war sie steinreich und weit und breit der heißeste
Feger, sie kam heim gleich herrschte da ein reger Verkehr
jede Menge Verehrer in Sachen Mitgift
klebten an ihr, damals noch ganz ohne Prittstift
all das sah ihre garstige Schwester, mit wachsender Wut
im Bauch, Männer und viel Gold, wollte sie auch
und so stürzte sie sich in den Brunnen, in das finstere Loch
schlug hart auf der Wiese auf und dachte: "geht doch.."
sie rappelte sich auf und fing an zu rennen
sie ließ die Äpfel vergammeln, die fetten Brote verbrennen
und schon war sie an dem Häuschen, es war auch nicht zu verkennen
sagte sie arbeitet jetzt hier und legte sich pennen

Phantasie und PhantaDu...

Wir sind zurück im Häuschen, von unserer Frau Holle
dort liegt die faule Schwester sich inzwischen mit ihr mächtig
in der Wolle, sie ist faul das es stinkt und dazu auch noch gefräßig
zu allem Überflusse trinkt sie auch noch übermäßig
sie hängt im Sessel, die Füße auf dem Esstisch
ganz und gar kein himmlisches Verhalten, eher terrestrisch
alles was sie tat war jede Arbeit abzublocken
auf der Erde war grad Winter doch es fielen keine Flocken
Frau Holle dachte: "diese grobe Maid trinkt und ißt bloß
und ist noch in der Probezeit, die kündige ich fristlos!"
und das tat sie auch, mit einem Lächeln, das faule Gör
begann daraufhin gleich nach Gold zu hecheln
doch Frau Holle sagte: Pech gehabt und kippte ihr davon über die Rübe
ihr wurde schwarz vor Augen und ihre Aussichten trübe
wie sie das überlebte, ist wiederum etwas das ich nicht weiß
denn auch flüssiges Pech ist ja meistens ziemlich heiß

Phantasie und PhantaDu...

Nachtrag: inzwischen kam ich auf den Trichter
auch in grauer Vorzeit dröhnten sich die Dichter
und Denker und Maler und Sänger zu mit Drogen
aus links konnte da schon mal rechts werden und auch aus unten oben
außerdem ging es um Schnee und wißt ihr was ?
das Haus stand auf ner Wiese mit jeder Menge Gras...

PhantaDu und Phantasie
Ich fühl mich so wohl wie nie
Ich rede Blech mit Wellen drin
Das macht Spaß und selten Sinn

PhantaDu und Phantasie
Ich piss mir jetzt gleich aufs Knie
Schwachsinn kam aus meinem Mund
So viel Schund ist nicht gesund

Phantasie und PhantaDu
Hör mir doch mal richtig zu
All das hier ist großer Mist
Besser wenn du's schnell vergisst

Phantasie und PhantaDu
Hört ihr mir noch richtig zu
Verloschen ist der Wahrheit Licht
Doch das interessiert mich nicht mehr

Phantasie und PhantaEr
Dieses war die letzte Mär'
Was ihr hörtet war nur Stuss
Haut jetzt ab sonst gibt's auf die Nuss

Phantasie und PhantaEr
Das war heut die letzte Mär'
Was ihr hörtet war nur Spaß
Haut jetzt ab sonst setzt es was...

© 2006 Martin Balzer

("Phantsie - PhantaDu" stammt von meiner Großmutter Luise Kloß, die ein wandelnder Pool solcher kleiner Wortspielereien war)
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Der Rap vom Aschenputtel

Je weiter man kommt, desto höher häng die Trauben
also muß auch Aschenputtel noch dran glauben
ich mach sie fertig, nach Strich und auch nach Faden
und alle die noch hier sind, sind herzlich eingeladen
es war einmal eine Konfiguration: Stiefmutter,
Stiefschwestern, hübsches Mädel, das hatten wir doch schon
ich weiß, und auch ihr erging es böse
zu Hause war sie Butler, Putze und Friseuse
täglich Wäschewaschen, Bügeln, Putzen und auch Kochen
jeden Abend Abend in der Kammer, spürt sie jeden Knochen
Wochenend und Sonnenschein gab's
nie für sie gab's fast nur Pein, eines
Tages wurde bekannt, Super DJ
King ist mal wieder im Land und zu Gast in eurer
Dorfdisse am nächsten Wochenende
alle, Mädels, rieben sich die Hände denn das
war'n toller Typ, mit nem Body wie'n Ringer dieser Tage
der größte Schwarm, aller jungen Dinger
zumal bekannt war, das er noch suchte
was niemand wußte eher eine Unschuld, als ne Verruchte
Achenputtels miese Schwestern
fingen sofort an zu lästern
Hey, graue Maus, putz uns raus
wir gehn aus und du bleibst zu Haus

Aschenputtel mach dich frei
Denn du lebst in Sklaverei
Es bläst schwerer Gegenwind
Doch wer zuletzt lacht der gewinnt

Aschenputtel mach dich frei
von Familiensklaverei
es bläst schwerer Gegenwind
doch wer zuletzt lacht, der gewinnt

Es ist Samstag abend und die Dinge stehen schlecht
DJ King sucht das weibliche Geschlecht, doch da hat er
Pech, er sieht nur Hühner auf der Stange
das heißt vor seinem Pult stehen alle Mädels Schlange
und jede hat für ihn etwas in petto, von oben
tiefe Einblicke, und unten dran Stiletto und
in jedem Gesicht, zentimeterdick die Schminke
ein Meer von Farben, Hilfe ich ertrinke !
hätt man all die Farbe, nur zum Vergleichen
das würde reichen, den ganzen Saal zu streichen
Aschenputtel saß derweil zu Haus im Keller
draußen war es dunkel, drinnen nur wenig heller
und sortierte, wie die Stiefmutter ihr befohlen nach
Form, Größe und natürlich Farbe alle Kohlen
da fiel ihr Blick auf eine Truhe, darin ein hübsches
Kleid und dazu passende Schuhe und das ganze ohne
Steinchen, Strass und Glanz, dafür die schlichte Eleganz
auf zum Tanz, nur noch schnell Feuer an die
Kohlen gelegt, auf das es sie verzehre
Aschenputtel macht jetzt ihrem Namen Ehre
Nur ein Problem hat die Süße, für die Tanzschuhe
der verstorb'nen Mutter, hat sie zu kleine Füße
also rein in ihre Bändchen-Lieblingssandaletten
und ab zum Tanztempel, der Abend ist noch zu retten

Aschenputtel mach dich frei...

Inzwischen ist das Ende dieser Diskonacht, fast schon ran,
da kommt Aschenputtel herein, wie ein Kontrastprogramm
und gleich erregte sie DJ King's Interesse
endlich echte Farbe, im Land der übertünchten Blässe
ihr leichter Tanz ohne jegliches Gepose brachte
King um den Verstand, wie unter Hypnose legte
er seine Scheiben auf die Teller, draußen wurde
es schon, langsam wieder heller, da gingen auch
drin die Lichter an, der Abend war gelaufen
Aschenputtel wollt nach Hause, zu ihrem Aschehaufen
auf der Treppe, verlor sie, einen ihrer Schlappen,
DJ King war, hinter ihr und konnte ihn schnappen
Dafür ging sie ihm duch die Lappen "So ein Mist,
wenn ich nur wüßt, wo die Kleine abgeblieben ist?"
Für Aschenputtel hat, sich das Blatt derweil gewendet
ihr Sklavendasein, war mit diesem Tag beendet
als Alleinerbin, kassierte sie die volle Summe von der
Brandversicherung ihre Stiefmutter war die Dumme
d.h. demnächst, gabs Knete ohne Ende, wenn sie
jetzt noch ihre Lieblingssandalette wiederfände...
da hörte sie Leute, von einem Typen tratschen
der ein Mädel sucht, mit echten Jesuslatschen und schon
stand er vor ihr, mit ihrem rechten Lieblingstreter
sie verliebte sich unsterblich, sieben Sekunden später

Aschenputtel macht sich frei
lebt nicht mehr in Sklaverei
es blies schwerer Gegenwind
doch wer zuletzt lacht, der gewinnt
...

© 2006 Martin Balzer
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